Vorschläge für die Integrierung der Open Focus®-Praxis in alltägliche Tätigkeiten

angepasst von einer Arbeit unter demselben Titel von F.A. Selzer, Ph.D.
Originaltitel: Suggestions for Integrating Open Focus® Practice into Daily Activities
übersetzt von Alexander Lustig, 24. Juli 2017

Bitte benutzen Sie diese Techniken nicht vor Ihrer zehnten Unterrichtseinheit.

Von der Übungspraxis können wir erwarten, dass Gefühle des Wohlbefindens gesteigert und unangenehme Symptome reduziert werden – ohne bewusstes Bemühen. Dies wird auf natürliche Weise eintreten, wenn sich eine erweiterte und flexible Ausrichtung der Aufmerksamkeit (Open Focus) entwickelt. Wir integrieren Open Focus allmählich in die Aufmerksamkeits-Gewohnheiten unseres täglichen Lebens, indem wir zwei Mal täglich zu Hause üben.

Viele Übende finden es für das Erlernen dieser Gewohnheiten hilfreich, sich im Laufe des Tages bewusst an Open Focus zu erinnern. Sie können Strategien finden, die – mit Leichtigkeit – für Sie funktionieren und mit denen Sie Ihre jeweilige alltägliche Verrichtung oder Leistung ungehindert fortsetzen können. Einige Vorschläge für die bewusste Open Focus-Übungspraxis im Alltag stellen wir im folgenden Text vor.

Ein empfehlenswerter Weg für diese Art von Praxis besteht in der Arrangierung bzw. Vorbereitung Ihrer eigenen Umgebung mit kleinen Dingen/Objekten als Erinnerungen für das Ausweiten des Aufmerksamkeits-Fokus. Die Übung darf auch von nur kurzer Dauer sein, und Sie können Ihre Tätigkeit dabei fortsetzen. Die Erinnerungen werden Ihnen helfen, die Gewohnheit einer umfassenden Aufmerksamkeit zu entwickeln.

Vielleicht empfinden Sie nur Interesse daran, Open Focus in Stress-Situationen anzuwenden. Wie dem auch sei – Ihr wirkungsvoller Gebrauch von Open Focus ist davon abhängig, ob Sie Open Focus in neutralere Situationen integrieren können. Falls Sie mit dem Praktizieren warten, bis Sie sich in einer Stresssituation befinden bzw. ihrer bewusst sind, erschweren Sie sich die Lernpraxis, versäumen Möglichkeiten zu üben. – Ein langfristiges praktisches Ziel ist es, den aus Stress resultierenden Notreaktionen vorzubeugen, indem Sie sich selbst mehr als bisher der Open Focus-Funktionen bedienen.

Was wir tun können

Im Open Focus lassen Sie mehr Gefühle aus Ihrem Erleben in Ihr Bewusstsein. Sie weiten Ihren Fokus aus, indem Sie bislang ignorierte Wahrnehmungen in Ihr Bewusstsein miteinschließen. Beispiele dafür sind die Ausdehnung Ihres Sichtfelds in die Peripherie und die Wahrnehmung Ihrer körperlichen Gefühle. Sie brauchen nicht nach etwas für Ihre Situation möglicherweise Irrelevantem suchen. Nur durch das Bemerken mehrerer Sinnesempfindungen gleichzeitig vergrößern Sie den Umfang Ihres Bewusstseins der gegenwärtigen Erfahrung.

Sie erinnern sich vielleicht an bestimmte Gefühle und „Bilder“ aus Ihrer formalen Praxis. Diese werden sich im Laufe der Übungspraxis verändern. Sie können sie jedoch nutzen, um Open Focus in Ihre alltäglichen Verrichtungen zu integrieren. Viele finden etwa, dass sie durch das bloße Erinnern des Gefühls und „Bilds“ von Raum ihren Fokus ausweiten. – Ebenso kann das Bewusstsein bestimmter körperlicher Empfindungen, die Sie oft ignorieren, hilfreich sein.

Häufig reicht für ein breiteres Bewusstsein aus, die eigene Haltung neu zu organisieren. Das Sich-Erinnern an die Idee von Open Focus ermöglicht schon ein weiteres und zentrierteres Bewusstsein Ihrer Umgebung sowie internen Erfahrung.

Bei welchen Gelegenheiten

Sobald Sie etwas Gewohntes tun, wofür Sie nicht (eng) fokussieren müssen, können Sie sich erinnern, Ihre Aufmerksamkeit zu erweitern und damit sonst ignorierte Wahrnehmungen am Rande bewusst zu integrieren. Beispiele für solche gewohnten Tätigkeiten sind: Fitnesstraining, Warten am Telefon, an der Ampel usw., Schlangestehen, Putzen, Gehen, Baden, …

Sie können negative Körpergefühle oder Emotionen als Erinnerungssignale nutzen, für Ihre derzeitige Aufmerksamkeit aufmerksam zu sein und Open Focus zu üben. Lassen Sie diese Gefühle ruhig sein bzw. lassen Sie sie zu, statt sie negativ zu beurteilen oder zu veruchen zu vermeiden. Diese sind Informationen Ihres Körpers, wie Sie gerade auf sich achten, diese Gefühle sind weder dazu da, dass Sie sie verdrängen, noch dass Sie auf sie überfokussieren. Sie können mit ihnen verweilen, während Sie sich erinnern, Ihre Aufmerksamkeit für andere Gefühle und den Raum (in dem diese unter anderem existieren) zu öffnen.

Wenn es Ihnen schwerfällt, sich im Alltag an die Open Focus-Praxis zu erinnern, können Sie sich Erinnerungen hinterlassen. Notizen an sich selbst haben sich bewährt, auch das Stellen des Alarms einer Uhr. Besonders wirkungsvoll ist das wiederholte Erinnern (z.B. am Ende einer Übung zu Hause), dass Sie im Open Focus sind, wann immer sie an eine bestimmte Aktivität herangehen (z.B. Autofahren oder Öffnen einer Tür). Oder Sie befinden sich in gewissen Situtationen (z.B. in der Öffentlichkeit, zu Hause, in der Zahnärztinnenpraxis) oder in der Gesellschaft von bestimmten Menschen (z.B. einem Freund, einer feindlich gesinnten Person oder einem Vorgesetzten). Wir wollen Sie zu einem kreativen Umgang mit Ihrem Vorstellungsvermögen ermutigen in Bezug auf die Möglichkeiten, sich selbst an die Aufmerksamkeit für die Aufmerksamkeit zu erinnern.